Berufsbildungsbericht 2022: Leichter Aufwärtstrend trotz Pandemie

Hintergrund

Der Berufsbildungsbericht wird einmal jährlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlicht und präsentiert die aktuellen Entwicklungen der beruflichen Bildung. Die Erstellung dieses Berichts ist gesetzlich verankert, oft dient er der Öffentlichkeit als wichtige Diskussionsgrundlage und Informationsquelle. Wir haben Ihnen die wichtigsten Punkte des aktuellen Berichts zusammengefasst.

Positive Entwicklung trotz Corona

Der Berufsbildungsbericht 2022 zeigt einige positive Entwicklungen im deutschen Ausbildungsmarkt, trotz der anhaltenden Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie. Der Bericht wird aufgrund der vorliegenden Daten immer im Folgejahr erstellt. Die Zahl der Anfänger in der Berufsausbildung ist im Jahr 2021 in nahezu allen Bereichen um 1,2 % gestiegen. Auch die duale Berufsausbildung verzeichnet einen Anstieg von 1,3 %. Allerdings gab es Rückgänge in den schulischen Ausbildungsgängen im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen, sowie in den Sektoren „Übergangsbereich“ und „Studium“. Der Übergangsbereich beinhaltet Bildungsgänge an denen Jugendliche auf die Teilnahme an der Berufsausbildung vorbreitet werden.

Anstieg der Nachfrage

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg 2021 um 1,2 % auf 473.100, wobei ein Zuwachs in fast allen Zuständigkeitsbereichen zu verzeichnen war. Nur in den Bereichen Industrie und Handel sowie im Öffentlichen Dienst gab es Rückgänge. Das Ausbildungsangebot stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 % auf 536.200, während die Ausbildungsnachfrage nahezu unverändert blieb.

Trotz der positiven Trends liegen Angebot und Nachfrage von Berufsausbildungen noch deutlich unter dem Niveau von vor der Pandemie. Ende September 2021 gab es 63.200 unbesetzte Ausbildungsstellen, denen 24.600 unversorgte Bewerber gegenüberstanden. Regionale und berufsbezogene Unterschiede bleiben bestehen.

Verlauf der Ausbildung weitgehend stabil

Insgesamt ist im Berichtsjahr 2020 die Zahl der ausbildenden Betriebe um 1,4 % auf 419.700 gesunken, wobei Kleinstbetriebe am stärksten betroffen waren, dies korrespondiert mit der Stellenbesetzungsschwierigkeit der Kleinstbetriebe. Die Ausbildungsbetriebsquote blieb jedoch nahezu unverändert bei 19,4 %.
Trotz der schwierigen Bedingungen während der Pandemie blieb der Verlauf der Ausbildung stabil. Die Vertragslösungsquote (vor Ablauf der im Berufsausbildungsvertrag genannten Ausbildungszeit gelöste Ausbildungsverträge) lag 2020 bei 25,1 % (2019: 26,9 %), und der Anteil der erfolgreich bestandenen Abschlussprüfungen betrug 92,3 % (2019: 92,8 %). Trotz erschwerter Bedingungen führte die Pandemie zu keiner Erhöhung der Vertragslösung oder zu nachteiligen Effekten bei den Abschlussprüfungen.

Das Ausbildungsniveau von Zeiten vor der Pandemie ist noch lange nicht erreicht. Besonders im Bereich der Nachfrage bei der dualen Ausbildung nach BBiG und HwO zeigten sich auch für das Jahr 2021 noch deutliche Herausforderungen. Das Augenmerk liegt daher weiterhin auf der Stärkung der Attraktivität der beruflichen Bildung sowie auf der Sicherung des Fachkräftenachwuchses der Betriebe.

Viele unbesetzte Ausbildungsstellen mit Unterschieden in Branchen

Diagramm 1: Gemeldete unbesetzte Berufsausbildungsstellen, entnommen aus Berufsbildungsbericht 2022

Betrachtet man die Zahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen, so lässt sich seit 2009 ein fast kontinuierlicher Anstieg erkennen. Aufgrund des demographischen Wandels ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung in der Zukunft anhält und die Problematik weiter verschärft. Im Report zeigen sich Unterschiede in den einzelnen Branchen. Folgende Berufe waren am stärksten betroffen:

Diagramm 2: Berufe mit einem hohen Anteil an unbesetzten Ausbildungsstellen am betrieblichen Gesamtangebot 2020 und 2021 (in %), entnommen aus Berufsbildungsbericht 2022

Insbesondere in handwerklichen Berufen zeigt sich ein weiterhin großer Anteil unbesetzter Stellen.

Fazit

Auf dem Ausbildungsmarkt bleibt die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage weiterhin ein zentrales berufsbildungspolitisches Handlungsfeld, hierbei sind Regionen und Branchen bzw. Berufe unterschiedlich stark von diesen Herausforderungen betroffen. Hierbei gibt es Berufsgruppe mit größeren Besetzungsproblemen wie beispielsweise in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und im Reinigungsgewerbe. In Medienberufen oder auch im Beruf des Tiefpflegers/der Tierpflegerin besteht hingegen eher ein Versorgungsproblem.

Sollte das Angebot gleich bleiben, könnte eine bessere Passung von Angebot und Nachfrage auf beruflicher Ebene nur bei gleichzeitiger deutliche größerer beruflichen Flexibilität von ausbildungsinteressierten, jungen Erwachsenen und einer ausreichend ausgeprägte Flexibilität der Betriebe bei der Auswahl / Rekrutierung von Bewerberinnen und Bewerbern in diesem Kontext entscheidend.

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Quellen

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Berufsbildungsbericht 2022, abgerufen am 03.05.2023 Link