Fachkräftemangel in Deutschland – ein umfassender Überblick

Der Fachkräftemangel stellt neben der aktuell hohen Inflation und den gestiegenen Energiepreisen eines der größten Probleme der deutschen Wirtschaft dar. Viele Unternehmen finden nicht genug qualifizierte Mitarbeiter für ihre offenen Stellen. Das kann zu Produktionsausfällen, Wettbewerbsnachteilen und Innovationshemmnissen führen. Aber was genau bedeutet Fachkräftemangel? Welche Berufe sind besonders betroffen? Und welche Lösungsstrategien gibt es? In diesem Beitrag möchten wir Ihnen einen Überblick über den Fachkräftemangel in Deutschland 2023 geben.

Einleitung

Definition des Begriffs Fachkräftemangel

Der Begriff Fachkräftemangel bezeichnet eine Situation, in der ein bestimmter Markt oder eine bestimmte Branche nicht über genügend qualifizierte Arbeitskräfte verfügt, um den Bedarf an Arbeitskräften mit bestimmten Fähigkeiten und Kenntnissen abzudecken. Dieser Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kann zu verschiedenen Herausforderungen führen, wie z.B. längeren Rekrutierungszeiten, höheren Kosten für die Einstellung und Schulung neuer Mitarbeiter, einer Verringerung der Produktivität und einer Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit des betroffenen Unternehmens oder der Branche insgesamt.

Gibt es einen Fachkräftemangel in Deutschland?

„Laut aktuellem Fachkräftemonitoring sind 2026 etwa 240.000 Arbeitsplätze mehr zu besetzen, als Arbeitskräfte verfügbar sein werden. Für viele Betriebe ist die Suche nach Fachkräften schon heute eine existenzielle Frage.“

https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/fachkraeftestrategie-2133284 abgerufen am 13.04.2023

Das Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht nach Berechnungen bis 2035 von einem Mangel von mehr als sieben Millionen Fachkräften aus. Doch bereits jetzt leiden viele Firmen unter dem Fachkräftemangel. Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer gaben mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen an, nicht alle offenen Stellen besetzen zu können. Laut dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Achim Dereck, seien im Moment bis zu zwei Millionen Arbeitsplätze in Deutschland vakant, was zu einer verlorenen Wertschöpfung von fast 100 Milliarden Euro führe. Der Mangel an Fachkräften gefährde den Erfolg bei wichtigen Zukunftsprojekten wie der Energiewende, der Digitalisierung oder dem Ausbau der Infrastruktur.¹

Welche Branchen sind vom Fachkräftemangel betroffen?

Branchen mit Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel betrifft verschiedene Branchen und Berufe in Deutschland. Besonders stark betroffen sind Branchen wie das Gesundheitswesen, das Handwerk, die IT-Branche und das Baugewerbe. Aber auch in der Pflege, der Ingenieurwissenschaft und im Bereich der Naturwissenschaften gibt es einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. In Zukunft ist davon auszugehen, dass fast jede Branche an den Folgen des Fachkräftemangels leiden wird.

Engpassberufe in Deutschland

Gesundheits- und Pflegeberufe: Der Bedarf an qualifizierten Ärzten, Krankenschwestern, Altenpflegern und anderen Gesundheitsfachkräften steigt stetig an, vor allem aufgrund des demographischen Wandels und der alternden Bevölkerung. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fehlen bis 2030 rund 270.000 Vollzeitstellen im Gesundheitswesen.

IT-Berufe: Die Digitalisierung und die technologische Entwicklung erfordern immer mehr Fachkräfte mit IT-Kompetenzen. Ob Programmierer, Softwareentwickler, IT-Berater oder IT-Sicherheitsexperten – die Nachfrage nach IT-Fachkräften übersteigt das Angebot bei weitem. Laut einer Studie des Bitkom-Verbands gab es Ende 2020 rund 86.000 offene Stellen für IT-Fachkräfte in Deutschland.

Ingenieursberufe: Ingenieure sind in vielen Branchen gefragt, wie zum Beispiel im Maschinenbau, in der Elektrotechnik, in der Automobilindustrie oder in der Energiewirtschaft. Ingenieure sind für die Entwicklung, Konstruktion und Optimierung von technischen Produkten und Prozessen verantwortlich. Laut einer Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) fehlten im dritten Quartal 2020 rund 33.000 Ingenieure in Deutschland.

Erzieher und Lehrer: Die Bildung ist ein wichtiger Faktor für die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft. Doch viele Kitas und Schulen haben Probleme, genügend Erzieher und Lehrer zu finden. Das liegt unter anderem an der steigenden Zahl von Kindern und Jugendlichen, an den hohen Anforderungen an die pädagogische Qualität und an den vergleichsweise niedrigen Gehältern in diesen Berufen.

Handwerk: Das Handwerk ist eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Doch viele Handwerksbetriebe haben Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden. Das liegt unter anderem an dem Imageproblem des Handwerks, an der Konkurrenz durch andere Ausbildungsberufe und an dem hohen Anteil von Kleinbetrieben mit geringen Ressourcen für die Ausbildung.

Logistik: Die Logistik ist eine Schlüsselbranche für den Warenverkehr und den Handel. Doch viele Logistikunternehmen haben Probleme, genügend Fahrer, Lagerarbeiter oder Spediteure zu finden. Das liegt unter anderem an den hohen körperlichen Anforderungen, an den langen Arbeitszeiten und an dem hohen Kostendruck in dieser Branche.

Warum fehlen so viele Fachkräfte?

Gründe für den Fachkräftemangel

  1. Demografischer Wandel: Durch den zunehmenden Renteneintritt der sogenannten Babyboomer-Generation in Zusammenhang mit einer gesunkenen Geburtenrate, wird die Zahl an verfügbaren Arbeitskräften weiter abnehmen. Ferner führt die alternde Bevölkerung zu einer erhöhten Nachfrage nach Fachkräften insbesondere in Pflege- und Gesundheitsberufen.
  2. Digitalisierung: Der fortschreitende technologische Wandel erfordert immer mehr IT-Fachkräfte und Experten für neue Technologien.
  3. Globalisierung: Die zunehmende Vernetzung von Unternehmen erfordert Fachkräfte mit internationaler Erfahrung und Sprachkenntnissen.
  4. Fachkräftewanderung: Viele Fachkräfte verlassen Deutschland, um im Ausland zu arbeiten, was zu einem Mangel an qualifiziertem Personal führt.
  5. Arbeitsmarktungleichgewichte: In manchen Berufen gibt es mehr Nachfrage als Angebot, während in anderen Bereichen Fachkräfte überschüssig sind.

Demographischer Wandel und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Der demografische Wandel und der Renteneintritt der Babyboomer-Generation stellen eine der größten Herausforderungen für den Arbeitsmarkt in Deutschland dar. Die Babyboomer-Generation, die zwischen 1955 und 1969 geboren wurde, ist eine der größten Bevölkerungsgruppen in Deutschland und hat eine hohe Anzahl an Fachkräften hervorgebracht. Viele dieser Fachkräfte treten nun jedoch in den Ruhestand ein, was zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften führt.

Der demografische Wandel ist ein langfristiger Prozess, der durch die steigende Lebenserwartung und die sinkende Geburtenrate in Deutschland verursacht wird. Dies führt dazu, dass die Zahl der Erwerbsfähigen in Deutschland zurückgeht. Gleichzeitig steigt die Zahl der älteren Menschen, die in den Ruhestand gehen. Dies hat zur Folge, dass es immer weniger qualifizierte Arbeitskräfte gibt, die in bestimmten Branchen und Berufen benötigt werden.

Zukunftsperspektiven: Welche Berufe sind besonders nachgefragt?

Berufe mit guten Berufschancen

Zukunftsträchtige Berufe sind vor allem solche, die sich mit der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen beschäftigen. Hierzu zählen beispielsweise IT-Berufe wie Softwareentwickler oder Data Scientists, aber auch Berufe im Bereich der erneuerbaren Energien, wie z.B. Elektroingenieure für Windkraftanlagen. Auch im Bereich der Pflege und Gesundheit wird es in Zukunft einen höheren Bedarf an qualifizierten Fachkräften geben.

Lösungen für den Fachkräftemangel

Förderung von Ausbildung und Weiterbildung

Eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist die Förderung von Bildung und Weiterbildung. Es ist wichtig, dass Menschen frühzeitig für bestimmte Berufe und Branchen begeistert werden. Hierzu können beispielsweise eine bessere Berufsorientierung und gezielte Informationsveranstaltungen beitragen. Auch die Förderung von Weiterbildungen und Nachschulungen für Arbeitnehmer können dazu beitragen, dass diese sich für neue Berufsfelder qualifizieren können.

Umschulungsmöglichkeiten

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, können auch Umschulungen eine Option sein. Arbeitskräfte, die bereits in einem Beruf tätig sind, können sich so neue Qualifikationen aneignen und in einem anderen Berufsfeld arbeiten. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie beispielsweise Weiterbildungen oder auch berufsbegleitende Studiengänge.

Schaffung flexibler Arbeitsbedingungen

Eine weitere Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen, ist die Schaffung von flexiblen Arbeitsbedingungen. Hierzu zählen beispielsweise flexible Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit oder auch Homeoffice-Möglichkeiten. Durch solche Arbeitsbedingungen können Unternehmen für Arbeitnehmer attraktiver werden und dadurch besser geeignete Bewerber für offene Stellen gewinnen.

Personalvermittlung

Personalvermittlung kann eine Möglichkeit sein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dabei werden Fachkräfte gezielt gesucht und an Unternehmen vermittelt. Personalvermittler prüfen die Bewerbungen der Kandidaten, führen Vorstellungsgespräche und stellen eine Vorauswahl an geeigneten Bewerbern zusammen.

Internationale Fachkräftevermittlung

Insbesondere die internationale Fachkräftevermittlung bietet einen langfristigen Lösungsansatz für den Fachkräftemangel, da in vielen Ländern die beruflichen Chancen unbefriedigend sind und viele gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Diese werden gezielt angeworben, auf den Einsatz in vorbereitet und nach Deutschland vermittelt. So können Unternehmen dem Fachkräftemangel in bestimmten Branchen und Berufen entgegenwirken. Zudem können internationale Fachkräfte oft neue Impulse und Perspektiven mitbringen. Allerdings ist dieser Prozess aufgrund der geltentden Gesetzeslage nicht ganz einfach, es sind viele Vorschriften bezüglich der Visa- und Anerkennungsverfahren zu beachten. Es empfiehlt sich deshalb, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Zusammenfassung

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen Unternehmen und Politik gemeinsam handeln. Es gilt, attraktive Arbeitsbedingungen und Karrieremöglichkeiten zu schaffen, um qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten. Auch die Förderung von Bildung und Weiterbildung sowie die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland können dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu mildern.

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Quellen

¹ https://www.dihk.de/de/themen-und-positionen/fachkraefte/beschaeftigung/trotz-schwieriger-wirtschaftslage-fachkraefteengpaesse-nehmen-zu-89118 abgerufen am 13.04.2023

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